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Beautiful women…

Im ersten Teil haben wir überprüft, ob die Behauptung stimmt, dass der Kleidungsstil der schwedischen Männer besonders geschmackvoll ist. Im zweiten Teil geht es nun um die Damen: Ist die Behauptung, dass Schwedinnen die hübschesten Frauen der Welt wären, haltbar? Wie im ersten Teil schreiben wir unsere Einschätzungen getrennt voneinander und kopieren sie dann kurz vor der Veröffentlichung hier zusammen. Ja, wir sind auch gespannt…

Also los geht es: Sind Schwedinnen die schönsten Frauen der Welt?

Was ER meint:

Meine Anwältin hat mir geraten, diese Frage mit einem eindeutigen „Jein“ zu beantworten. Nein, im Ernst: Ich denke, dass die typische Schwedin eine durchaus hübsche Frau ist. (Ja, ich darf das sagen – ich bin zwar verheiratet, aber nicht tot, also für weibliche Reize durchaus noch empfänglich.) Was ich allerdings auch glaube, ist, dass es nichts mit der schwedischen Nationalität zu tun hat, denn eine Schwedin/Skandinavierin ist auch „nur“: eine Frau. Was sind dann die Faktoren, die eine Schwedin als „hübsch“ (ja, auch hier handelt es sich wieder um eine rein subjektive Betrachtung) erscheinen lassen?

Da es offensichtlich um einen optischen Eindruck geht, fangen wir (also ich) doch damit an: Bekannterweise ist der Anteil blonder Frauen in Skandinavien gegenüber der restlichen Welt sehr hoch, was entsprechend einen „exotischen“ Eindruck erzeugt und in einer Kultur häufig das als „schön“ wahrgenommen wird, was seltener vorkommt – gebräunte Haut in Deutschland, gebleichte Haut in Thailand, und so weiter…
Unabhängig vom Alter wirkt eine Schwedin sehr gepflegt und jüngere Schwedinnen haben ein sehr glattes Hautbild. Hier helfen die Schwedinnen mit dezentem Makeup ein bisschen nach, und das ist in meinen Augen ein entscheidender Punkt: dezent. Schminke wird im Normalfall recht sparsam und dezent eingesetzt, um das, was bereits vorhanden ist, ein bisschen besser zur Geltung zu bringen. In Deutschland – aber nicht nur dort – habe ich manchmal eher das Gefühl, dass Schminke eingesetzt wird um zu kaschieren und zu verbergen. Allerdings heißt das nicht, dass in Schweden nicht auch der ein- oder andere „Kanarienvogel“ über das Pflaster schwebt.

Der Kleidungsstil ist ähnlich wie bei den Männern: schlicht, dezent und schick. Muster werden nicht kombiniert, sparsam eingesetzt und zu neutralen Farben getragen. Auch bei den Damen gilt: Farben, die sich einfach kombinieren lassen, gehen immer. Im Winter ist die vorherrschende Farbe eindeutig schwarz, sobald die Temperaturen steigen, nimmt auch die Farbe weiß deutlich zu. Getragen werden Kleid, Sommerkleid, Jeans mit T-Shirt, Hotpants mit Spaghettiträger-Top, Rock mit Top, ….
Und ganz wichtig: bequeme Schuhe. Heißt konkret: Sneakers zum Abendkleid sind durchaus üblich – in Deutschland fast ein Garant für einen Nervenzusammenbruch bei den jungen Damen, in Schweden eher eine weise gewählte und gutaussehende Kombination. Frauen, die über das Kopfsteinpflaster stolpern, weil sie mit den Hacken nicht vernünftig laufen können, wären in meinen Augen ein eher bemitleidenswerter Anblick und ich denke, dass die Damen das durchaus vermeiden möchten.

Nun hätte ich das offensichtliche bereits beschrieben. Das, was aber WIRKLICH den Unterschied ausmacht, taucht in der Aufzählung aber noch gar nicht auf. Tatsächlich hat es einige Zeit (inklusive Rückreise nach D) gedauert, bis ich ausmachen konnte, warum eine Schwedin in einem bestimmten Outfit besser aussieht, als eine deutsche Frau. Ich denke, das „Geheimnis“ lautet Selbstbewusstsein.
In Skandinavien ist die Gleichberechtigung seit vielen Jahrzehnten viel weiter fortgeschritten als in Deutschland. Egal welchen Geschlechts ein Kind ist, es wird genau so erzogen, wie alle anderen Kinder auch. Es macht die Erfahrung, dass man von einem Spielgerüst fallen kann (und es wird zugelassen, dass es diese Erfahrung macht). Es macht die Erfahrung, dass es sich mit ins Familienleben einbringen darf und muss, dass es dort (wie die Erwachsenen) Rechte und Pflichten hat. Es lernt, dass es Entscheidungen selbst treffen darf, dass Antworten in der Schule auch richtig gewertet werden, wenn sie nicht dem 08/15-Schema entsprechen, aber trotzdem stimmen. Es lernt, dass es als Mann Kosmetiker oder Kindergärtner werden kann, und als Frau im Straßenbau oder beim Militär arbeiten, ohne dafür bewertet oder verurteilt zu werden. Kurz gesagt: das Kind lernt von klein auf, dass es Entscheidungen treffen kann und ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft ist. Und ich glaube, dass dieses Wissen und dieses Selbstwertgefühl letztendlich ausschlaggebend für die Ausstrahlung der Schwedinnen ist.

Die Ausführung heißt jetzt allerdings nicht, dass ich generell finde, dass es in Schweden hübschere Frauen gibt. Genügend Frauen in unserem Freundes- und Bekanntenkreis sind selbstbewusste Frauen, die ich durchaus auch als hübsch bezeichnen würde, obwohl sie vielleicht nicht 100%-ig dem gängigen Schönheitsideal entsprechen, das von der medialen Präsenz vorgeprägt wird. [Ja, es macht mir eine schelmische Freude, euch im Ungewissen zu lassen. Davon, dieses Geheimnis zu lüften, hat mir meine Anwältin WIRKLICH abgeraten. 😉 Meine Frau übrigens auch…]
Ich denke, dass uns in Deutschland eine Gesellschaft, die viel mehr Wert auf Gleichberechtigung legen würde, in so vielen Bereichen weiter bringen würde. Die Gender-Pay-Gap zu schließen wäre nur die Spitze des Eisbergs. Und ich glaube, dass auch die derzeitige Queer-Bewegung einen wichtigen Beitrag leistet und der gesellschaftliche Diskurs weiter angeschoben werden muss, selbst wenn es mühsam und langwierig ist. So, jetzt ist bin ich fast ein bisschen zu enthusiastisch geworden und vom eigentlichen Thema ein wenig abgekommen.

Ein bisschen Wissen für zwischendurch: Frauen beim schwedischen Militär gibt es seit 1980 („Dienst an der Waffe“ wie es im deutschen Fachjargon so schön heißt), seit 1986 steht ihnen die gesamte militärische Laufbahn offen. 18% des schwedischen Militärs sind weiblich und seit der Wiedereinführung der Wehrpflicht 2017 gilt diese auch für Frauen. Zum Vergleich: In Deutschland sind seit 2001 Frauen zum Dienst an der Waffe berechtigt. Der Anteil an Frauen liegt allerdings mittlerweile auch bei 13,2%.

So, jetzt sehen wir uns aber endgültig die Einschätzung meiner Frau an. Ich hoffe, dass sich zumindest ein Teil unserer Aussagen decken.

Was SIE meint:

Sind wirklich alle Schwedinnen hübsch?

Eine schwierige Frage, denn Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Zudem ist Schönheit vergänglich und unabhängig von Geschlecht, Größe, Gewicht oder Hautfarbe.

Schwedinnen gibt es von groß bis klein, von dünn bis dick und in allen Hautfarben. Und trotzdem eint sie etwas: sie sind schön. Woran liegt das?

Meiner persönlichen Meinung nach, hat es vorwiegend etwas mit der Ausstrahlung zu tun. Schwedinnen strahlen Ruhe, Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen aus. Bereits die Jugendlichen wirken wesentlichen selbstsicherer als bei uns und trauen sich, sich auszuleben.

Wer jetzt die verrücktesten Farb- und Stilkombinationen erwartet, wird enttäuscht. Die Schwedinnen tragen vorwiegend unifarben. Im Winter dominieren eindeutig schwarze Kleidungsstücke. Wenn die Sonne aber rauskommt wird es heller. Weiß und Cremefarben sind angesagt, gerne in Kombination mit schwarz. Oft aber auch ganz in weiß oder mit etwas Farbe. Hier fällt auf: meist wird 1 Teil in bunt getragen und der Rest ist dann „neutral“ (schwarz/weiß). Muster kommen gezielt und bewusst zum Einsatz, werden aber eher dezent eingesetzt. Das heißt aber noch lange nicht, dass alle das gleiche tragen! Es ist eher das Gegenteil: jeder Trägt was ihm/ihr gefällt. Ich habe hier alle möglichen Stile gesehen: sportlich und leger, elegant und feminin bis hin zu Grunge oder Gothic.

Bei den Schuhen scheinen sich die Schwedinnen aber einig zu sein, Hauptsache sie sind bequem. Hier wird eigentlich zu allem Sneakers getragen. Im Winter oftmals auch Stiefel (ohne Absatz) und jetzt im Sommer sieht man auch Sandalen.

Stiefletten, Pumps oder High Heels sieht man sehr selten.

Bei Accessoires und Handtaschen wird eher auf schlichtes und praktisches (oftmals in schwarz) gesetzt. Das Makeup ist meist sehr natürlich und dezent, auffällig stark geschminkte Damen sieht man eher weniger. Schmuck wird dezent getragen oder auch mal gerne ein Statement-Stück, dann meist aber zu eher dezenter Kleidung.

Eine Besonderheit habe ich noch, die für alle Schwed:innen gilt: sobald es sonnig (nicht unbedingt warm!) ist werden Sommersachen getragen. Das heißt der Sommerrock wird mit dem Winterpulli oder die kurze Hose mit Pullover kombiniert. Etwas das man in Deutschland eher selten so sieht. Ich persönlich finde diese Kombination der Schweden sehr hübsch und werde es wohl übernehmen (die klassischen Farben habe ich ja bereits übernommen^^).

Mein persönliches Fazit: Ja die Schweden sind ein hübsches Volk. Ich denke, dass hier viel auch die schwedische Mentalität eine Rolle spielt: Toleranz. Jeder kann machen/tragen was er will, solange niemand anderes beeinträchtigt/eingeschränkt wird. Ich finde das super; man wird nicht begafft oder gemustert. Und ehrlich: es ist doch eigentlich auch vollkommen egal was die anderen tragen. Wenn es mir nicht gefällt, dann schaue ich halt nicht hin und ziehe nicht über diese Person her.

Im nächsten Beitrag erfahrt ihr dann übrigens, ob wir noch ein Paar sind. 😉

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