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Vill du fika…?

Nein, hinter dieser Frage verbirgt sich keine unanständige Aufforderung! Vielmehr handelt es sich um die Frage nach einem gesellschaftliches Ereignis, das in Schweden fast heilig ist: der ausgedehnten Kaffeepause. Das Wort „Fika“ ist aus dem Alltag nicht wegzudenken und man legt gerne während der Arbeit (gerne einmal am Vor- und einmal am Nachmittag) eine Pause mit Kolleg*innen ein. Völlig anders als in Deutschland (wo teilweise schon der Gang zur Kaffeemaschine kritisch kommentiert wird, sobald er länger als drei Minuten dauert) ist der/die/das Fika (wir persönlich benutzen den Artikel „die“, da es deutsch am ehesten „die Kaffeepause“ interpretiert werden kann, allerdings wäre der Artikel „das“ richtiger) auch in der schwedischen Arbeitswelt etabliert und viele Firmen haben im Arbeitsvertrag eine Klausel, die explizit das Recht auf eine Fika einräumt. Die Dauer einer Fika variiert allerdings zwischen 15 Minuten (eher am Arbeitsplatz) und 45 Minuten (eher der Plausch mit Freund*innen).

Zu einer Fika gehört in Schweden natürlich der Kaffee, den man sich mit seiner Tasse aus einer allgemein zugänglichen, großen (Thermos-)Kanne eingießen kann. Jemand, der Kaffee in Form vom Cappuccino und Latte Macchiato kennt, ist hier Vorsicht geboten: oft ist der Kaffee derart stark, dass es sich eher um einen flüssigen Herzinfarkt handelt. Hier gilt also die Regel: vorsichtig rantasten und gerne ausreichend von Milch und Zucker Gebrauch machen. Wenn man die erste Tasse überlebt hat (oder einfach nur ein harter Hund ist), ist es in den meisten Fällen so, dass man seine Tasse kostenlos wiederauffüllen kann – das sogenannte „påtår“. Wer noch die Auswirkungen der Tasse von letzter Woche spürt, darf allerdings auch gerne auf andere Getränke ausweichen.

Zur Fika wird immer auch etwas gegessen. Hier reichen die Möglichkeiten von den bekannten Kanelbullar (Zimtschnecken) oder Chokladbollar (Schokoladenkugeln mit Haferflocken) über Dammsugare (grüne Marzipanrollen, deren Enden in Schokolade getaucht sind) bis zu Kladdkaka (klebriger Schokokuchen) und Prinsesstårta (mit grünem Marzipan umwickelte Sahnetorte). Ergänzt wird das Angebot zu Saisonzeiten beispielsweise durch Lussekatter (Safrangebäck) oder Semlor (fluffiges Hefeteigbrötchen, das halbiert, mit einer Schicht Marzipan bestrichen und dick mit Sahne gefüllt wurde, bevor der Deckel mitsamt Puderzucker wieder daraufgesetzt wird).
Es muss jedoch nicht unbedingt etwas Süßes sein, denn auch belegte Brote sind zur Fika sehr üblich.

Wir müssen gestehen: die Tradition der Fika haben wir schon ganz gut übernommen. =)

2 Kommentare

  • Sandra Luther

    Wie lang sind denn so etwa die üblichen Arbeitszeiten in Schweden, dass zwei so entspannte Pausen genossen werden können?
    Der Arbeitsalltag unterscheidet sich wahrscheinlich sowieso sehr von dem in D oder?

    • Florian

      Hallo Sandra,
      ich habe mir das Thema mal notiert. Wir werden dazu einen extra Beitrag erstellen, in dem wir den Arbeitsalltag der Schweden (wie wir ihn mitbekommen) etwas näher beleuchten.

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