Blog,  Kultur und Sprache

Freizeitfeiern…

Gestern war Midsommar in Schweden. „Was? Mittsommer ist doch am 21. Juni und heute ist eindeutig der 25ste!“ Soweit richtig gedacht, aber trotzdem falsch. Warum, erzählen wir heute.

In Schweden gibt es mehrere gesetzliche Feiertage:

  • Nyårsdagen (Neujahrstag, 1. Januar)
  • Trettondedag jul (Dreikönigstag, 6. Januar)
  • Långfredagen (Karfreitag, Freitag vor Ostern)
  • Påskdagen (Ostersonntag, am ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond)
  • Annandag påsk (Ostermontag)
  • Första maj (erster Mai)
  • Kristi himmelfärdsdag (Christi Himmelfahrt, 39 Tage nach Ostersonntag)
  • Pingstdagen (Pfingstsonntag, 49 Tage nach Ostersonntag)
  • Sveriges nationaldag (Nationaltag, 6. Juni)
  • Midsommar (Mittsommer)
  • Alla helgons dag (Allerheiligen)
  • Juldagen (erster Weihnachtsfeiertag, 25. Dezember)
  • Annandag jul (zweiter Weihnachtsfeiertag, 26. Dezember)

Viele dieser Feitertage gibt es auch in Deutschland. Von diesen Feiertagen sind elf terminlich festgelegt. Allerheiligen wäre in Deutschland am 1. November, in Schweden fällt dieser Feiertag allerdings auf den Samstag danach. Selbes passiert mit dem Mittsommer-Tag: am Freitag nach dem 21. Juni finden nachmittags die öffentlichen Veranstaltung in den „Hembygsgården“ (eine Art Park/Freilichtmuseum) mit Tanz, Musik, Spielen und dem Aufstellen der „midsommarstången“ (Mittsommerstange) statt und am Abend oder am Samstag die Feier im Familienkreis.

Feiertage im Sinne des deutschen Arbeitnehmers sind dabei Ostersonntag, der Nationalfeiertag, Mittsommer und Weihnachten inklusive Neujahr. Und das auch nur so halb, denn Supermärkte haben trotzdem geöffnet – wenn auch etwas verkürzt. Und teilweise auch große Geschäfte. Ich sehe, ich muss etwas ausholen:

Die Arbeitszeit an sich wird in Schweden nicht ganz so streng gesehen. Es gibt keine Sonntags- oder Feiertagsruhe. An Sonn- und Feiertagen haben die kleineren Geschäfte (Boutiquen, Optiker, Apotheken) meistens geschlossen, Supermärkte und größere Geschäfte (Ketten wie H&M, Indiska oder KappAhl) meistens mit leicht verkürzten Öffnungszeiten geöffnet. Manche Geschäfte haben allerdings auch am Sonntag geöffnet, aber dafür am Montag geschlossen. Eventuell ist ein Geschäft auch nur am Dienstag, Freitag und Samstag geöffnet. Soweit ich das sehen kann, ist den Ladenbesitzern selbst überlassen, wann und wie lange sie öffnen wollen. Supermärkte haben wie gesagt täglich geöffnet. Krankenhäuser ebenso, Vårdcentralen (Ärztezentren – die erste Anlaufstelle in Schweden statt den Hausärzten) hingegen am Wochenende und an Feiertagen geschlossen.

Das Stahlwerk hier in Hagfors arbeitet 24/7 mit (fast) voller Belegschaft. Rasen wird auch gerne mal am Sonntag gemäht, denn da hat man schließlich Zeit, sofern man nicht arbeiten muss. Oder der Nachbar fährt um 2 Uhr nachts mit seinem Traktor zum Düngen auf das Feld (So geschehen in Eskilstuna – wir haben ihn nicht gefragt, ob er Schlafstörungen hat…). Alles ganz normal hier und es stört sich niemand daran.

Am besagten Mittsommerfreitag hören die meisten Menschen gegen Mittag auf zu arbeiten und auch wir haben uns an diesem Tag frei genommen und waren im „Mariebergsskogen“ in Karlstad auf einer Mittsommerfeier. Angefangen hat das Ganze um 12 Uhr mittags mit dem Schmücken der „midsommarstången“ mit Blumen durch die Kinder. Auf der umliegenden Wiese wurden zwischenzeitlich die Picknickdecken ausgebreitet, die Grillkohle entzündet (durch einen Regenguss zwei Tage zuvor war zumindest das – im Gegensatz zu offenem Feuer – wieder erlaubt) und fleißig Blumenkränze geflochten. Anschließend wurde dann die Stange aufgestellt und die Musikanten haben losgelegt. Dann ging das Gehopse rund um den Mittsommerbaum los. Jung und Alt waren mit mehr oder weniger Elan dabei und wer nicht mehr wollte, hat den Kreis einfach verlassen und sich auf seine Picknickdecke verzogen. Übrigens: Das schwedische Selbstbewusstsein lässt es zu, dass man lautstark mitsingt, ohne unbedingt über ein entsprechendes Gesangstalent zu verfügen – Hauptsache es macht Spaß.

Danach standen dann noch einige Gesangs- und Tanzaufführungen auf dem Programm und am Rande der Feierlichkeiten gab es die Gelegenheit für die Kinder, ihre Kompetenz im Seilziehen oder Sackhüpfen unter Beweis zu stellen. Allerdings glauben wir, dass die Kinder nur als Alibi dienen, denn hauptsächlich haben wir die Erwachsenen bei den Spielen gesehen. 😉 Apropos Kinder: Alkohol (selbst das frei erhältliche „Leicht-Bier“) wurde auf der gesamten Feier nicht ausgeschenkt.

Ab 15 Uhr haben sich dann die Zuschauerreihen gelichtet und um 16 Uhr war die Veranstaltung vorüber. Im privaten Kreis gab es dann noch die ein oder andere Grillfeier.

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner