Finanzen

Money, Money, Money

Wir springen wieder ein paar Monate zurück – in den Oktober 2022. Und ja, es wird ein bisschen trocken, aber es ist trotzdem wichtig und vielleicht für euch interessant, wenn ihr etwas ähnliches plant oder auf den Geschmack gekommen seid.

Ein entscheidender Punkt bei unserem Unterangen war von Anfang an die Finanzierung, schließlich wollten wir nicht völlig pleite zurück kommen. Zu Beginn mussten wir klären, wie ein längerfristiger Auslandsaufenthalt steuerlich zu betrachten ist (ja, wir leben schließlich in Deutschland). Stellt man Recherchen im Internet an, stößt man schnell auf die 183-Tage-Regelung (1/2 Jahr): Diese würde besagen, dass man erst ab Tag 183 (im europäischen) Ausland steuerpflichtig wird. Ebenfalls ist einer der ersten Treffer das sogenannte Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Ländern, nach dem geregelt ist, dass Einkünfte nur in einem der Länder besteuert werden und nicht in beiden. Es wäre aber kein Steuerrecht, wenn es so einfach wäre. Eine tiefergehende Recherche liefert allerdings eine allgemeingültige Antwort: „Es kommt darauf an“. Und zwar in erster Linie, wann man im Zielland steuerpflichtig wird und das ist nicht in jedem Land gleich. Für Schweden gibt die Behörde „Skatteverket“ (einfach erklärt: das Finanzamt) allerdings auch einen deutschen Leitfaden heraus, in dem festgehalten ist: Ab Tag 183 wird man in Schweden steuerpflichtig. Wenn ihr etwas ähnliches in einem anderen Land vorhabt: erkundigt euch vorab, welche Fristen euer Zielland hat und zieht zur Not einen entsprechenden Steuerberater (es gibt darauf spezialisierte) zu Rate. Dessen Honorar ist immer noch günstiger als eventuelle Strafzahlungen. Wenn ihr angestellt seid, gibt es hier möglicherweise andere Fristen oder spezielle Konstellationen, die ihr sowohl mit einem Steuerberater, als auch mit eurem Arbeitgeber abstimmen solltet. (Idealerweise in dieser Reihenfolge, um bei eurem Arbeitbeber mit euren Ergebnissen aufzuwarten und ihm Klärungsarbeit abzunehmen.)

Damit war also geklärt, wie lange unser kleines Abenteuer maximal dauert: ein halbes Jahr. Auf den Papierkram, der durch die Steuerpflicht in Schweden entstünde, haben wir nämlich nicht wirklich Lust. Die Hauptausgaben dürften die Unterkünfte und der Einkauf von Lebensmitteln sein, also mussten wir als erstes überschlagen, was uns die Unterkund kosten dürfte. Da wir diesmal per AirBnB buchen wollten, haben wir dort grob unsere Kriterien eingegeben und festgestellt: Es kommen grob gerechnet 1800€ Mietkosten pro Monat (tatsächlich ist es mit 1400€ etwas weniger) auf uns zu – wohlgemerkt haben wir uns nicht die teuersten Unterkünfte mit Whirlpool und acht Schlafzimmern ausgewählt, sondern „bescheidenere“, aber nicht die günstigsten Häuschen.

Während unserer Abwesenheit laufen unsere „Fixkosten“ zu Hause natürlich weiter: Versicherungen, Nebenkosten, Abos, … . Hier liegt ein entscheidender Nachteil der Selbständigkeit: Kranken- und Rentenversicherung müssen zu 100% aus der eigenen Tasche gezahlt werden. Hinzu kommen noch die Berufshaftpflicht, Kosten für Computerprogramme, Gewerbesteuer und ähnliches. Alles Ausgaben, die auch während unserer Abwesenheit anfallen und die wir berücksichtigen mussten. Da ich ein Haushaltsbuch führe, war die Auflistung der „Fixkosten“ relativ problemlos erstellt. Wer das nicht hat, kann sich mit den Kontoauszügen aus dem letzten Jahr ein Bild davon machen und seinen monatlichen Durchschnitt ermitteln. Für uns waren das etwa 2500 Euro durchschnittlich im Monat (ein fiktiver Wert und eine runde Summe; der „echte“ Betrag weicht davon ab, aber nicht extem viel 😉 ). In der Summe enthalten sind beispielsweise auch Ausgaben wie Einkäufe im Supermarkt oder für ein Tässchen Kaffee zwischendurch. Nicht enthalten sind Kosten für Fitness- und Yogastudio – diese Abbuchungen konnten wir dankenswerterweise aussetzen.

Weil wir gerade von den Lebensmitteln sprachen: Skandinavien ist ja dafür bekannt, etwas kostspieliger im Lebensunterhalt zu sein, was uns zum nächsten Punkt bringt – der Puffer. Wir konnten nicht einschätzen, wie viel teurer beispielsweise Lebensmittel sind (dazu später ein separater Beitrag). Auch die Kosten für Ausflüge, Eintritte in Museen und die Kosten für das Laden des E-Autos (dazu ebenfalls in Zukunft mehr) waren in den bisherigen Kosten noch nicht enthalten. Mit dem Puffer gingen wir auf Nummer Sicher und haben ihn pauschal mit 1000 Euro angesetzt.

Unsere monatlichen Kosten wären also großzügig überschlagen bei etwa 5300 Euro. Wie viel unserer kostbaren Zeit müssen wir also der Arbeit opfern, um ein „Nullsummenspiel“ zu erreichen? Dazu nehmen wir unseren (fiktiven) Stundenlohn von 50 Euro, aber Achtung: hiervon ziehen wir gleich noch Kosten für Einkommensteuer und ähnliches ab und rechnen mit einem „tatsächlichen Stundenlohn“ von 30 Euro pro Stunde (ein Vorteil der Selbständigkeit ist hier wiederum ein etwas höherer Stundenlohn als bei einem Angestelltenverhältnis). Wenn ihr angestellt seid, ortsunabhängig arbeiten könnt und euren Arbeitgeber von einem längeren Auslandsaufenthalt überzeugen konntet, müsst ihr euren Nettostundenlohn in die Gleichung einsetzen.
Für uns bedeutet das 5300 Euro geteilt durch 30 Euro/Stunde ergibt etwa 176 Stunden pro Monat oder 44 Stunden pro Woche (bei 4 Wochen pro Monat). Also müssten wir maximal 44 Stunden pro Woche arbeiten um alle Eventualitäten abzudecken. Wenn wir optimistisch sind und ohne den Puffer rechnen wären es 4300€ : 30 €/h = 143 Stunden pro Monat oder 36 Stunden pro Woche.

BetragStunden/MonatStunden/Woche (4)
Fixkosten2500€8321
Puffer1000€338
Mietpreis1800€6015
Gesamt5300€17644
(ohne Puffer)4300€14336

Wenn ihr in ein Land reist, das bedeutend günstiger ist als Deutschland (z.B. in Südostasien) könnt ihr euren Puffer sehr viel niedriger ansetzen und/oder die Lebensmitteleinkäufe aus den Fixkosten heraus halten. Das Grundgerüst der Kostenschätzung könnt ihr aber auch dabei anwenden. Setzt aber bei den Kosten lieber höhere (pessimistischere) Zahlen an, um auf der sicheren Seite zu sein. Wenn ihr beispielsweise die obige Aufstellung fertig habt, ihr aber sicher seid, dass ihr nicht 44, sondern nur 30 Stunden in der Woche arbeiten wollt, könnt ihr damit auch überschlagen, wie stark eure finanziellen Rücklagen voraussichtlich angegriffen werden:
44 – 30 = 14 Stunden x 30 €/h = 420 € nicht abdedeckte Koste x 1,10 (10% Puffer immer berücksichtigen!) = 462 € pro Monat wird das Konto leichter. 😉

So, geschafft. Wie bereits angedeutet ist der monatliche Durchschnittspreis für die Miete günstüger als unsere erste grobe Schätzung und auch die Lebensmittelpreise sind seit der Preissteigerung in Deutschland nur minimal höher. In der Realität sieht es dann so aus, dass wir nicht die ganze Zeit vor dem Bildschirm verbringen müssen um Geld zu verdienen. Aber als „Machbarkeitsanalyse“ hat sich die Schätzung als absolut brauchbar erwiesen.

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