Elektrisch unterwegs…
Heute wird es leicht technisch. Wie ich in den letzten Beiträgen bereits erwähnt hatte, sind wir mit einem reinen Elektroauto unterwegs und ich möchte an dieser Stelle ein wenig von unseren Erfahrungen berichten – urlaubs- und alltagsspezifisch. Vielleicht sind unsere Erfahrungen für jemanden hilfreich, der überlegt in naher Zukunft auf ein E-Auto umzusteigen oder generell daran Interesse zeigt.
Bereits bei der Anschaffung haben wir bereits längere Urlaube berücksichtigt (dass es sechs Monate werden sollten, war allerdings zu dem Zeitpunkt noch nicht geplant), und so haben wir entsprechend viel Wert auf ausreichend Stauraum gelegt. Auch die Erfahrung des Herstellers mit Akkutechnologie, Effizienz und der Ausbau des Ladenetzes waren mit ein Kaufkriterium. Letztendlich ist es dann das dritte Modell eines amerikanischen Fahrzeugherstellers geworden, da dieser in allen vier Bereichen punkten konnte.
Erhalten haben wir das Auto im September 2020 und sind bereits eine Woche später in den ersten Urlaub nach Italien aufgebrochen. Da das Ladenetz des Autoherstellers sehr gut ausgebaut ist, war die Langstreckenfahrt überhaupt kein Problem. Noch dazu hatten wir uns vorausschauend für das Modell mit einer größeren Akku-Kapazität entschieden. (Es macht für diesen Fall der Langstrecke keinen Unterschied, da man nicht einfach zwischen zwei Ladepunkten mit leerem Akku liegen bleibt, außer man gibt sich wirklich Mühe. Theoretisch müssten wir von Ingolstadt bis zum Gardasee nur einmal zwischendurch laden, aber aufgrund von Ermüdung und Blasenkapazität legen wir bei unseren Langstreckenfahrten etwa alle zwei Stunden eine Pause ein.) Da ich sehr neugierig war, sind wir sogar ein Stück in die „Pampa“ zu einem Ladepunkt am Lago di Ledro gefahren, um dort eine Wald-und-Wiesen-Ladesäule zu testen – keine Probleme.
Zum Laden selbst greifen wir auf Langstrecke wie gesagt auf das Supercharger-Netzwerk von Tesla (Jetzt hab ich es ja doch verraten – leider nicht gesponsort.) zurück, da wir dort einfach nur das Auto anstecken müssen und die Säule kommuniziert automatisch mit dem Auto und die Bezahlung erfolgt dann per Bankeinzug. Außerdem bietet das Netzwerk die Möglichkeit, dass das Auto bereits den Akku vorkonditioniert, so dass er schonend und schnell geladen werden kann. Zur Not könnten wir auch die Schnellladesäulen von anderen Anbietern verwenden, die Kosten sind dafür allerdings dann etwas höher als bei den Superchargern. Um an „normalen“ Ladesäulen (Langsam-Ladern mit Wechselstrom) flächendeckend zu laden, nutzen wir insgesamt vier Karten/Anbieter: „mobility+“ (EnBW/ADAC), „Shell Recharge“, „Plugsurfing“ und seit diesem Jahr noch „InCharge“ (Vattenfall). Preislich gibt es bei diesen Anbietern für die Ladesäulen leichte Unterschiede und die ein- oder andere Säule ist auch nur in einer der Apps gelistet. Grundsätzlich kommt man mit dieser Auswahl schon relativ gut zurecht. In jeder App gibt es dann noch die Kartenansicht, um die Standorte der Ladesäulen zu sehen, wie viel eine kWh kostet und wie viele Ladesäulen noch frei sind.
Zur Navigation nutzen wir das Display im Fahzeug, allerdings haben wir auch zwei Apps installiert, die uns bei der Planung von Reisen helfen: „ABRP“ (A better routeplanner) die auf der Strecke auch die Ladestops berücksichtigt und bei der man den Verbrauch des Fahrzeugs und den gewünschten Ladestand bei Abfahrt und Ankuft eingeben kann – sehr zu empfehlen. Und dann hätten wir noch mein persönliches Sorgenkind „AirElectric“: Grundsätzlich ist diese App recht gut, da dort alle Ladestationen verzeichnet sind, man nach Ladestecker und zur Verfügung stehenden Ladekarten filtern kann – also theoretisch. In der praktischen Anwendung habe ich festgestellt, dass die Informationen aus der App nicht unbedingt zutreffend sind. Teilweise tauchen Ladesäulen in der Karte mit auf, die wir mit unseren Karten nicht freischalten können, oder eigentlich vorhandene Ladesäulen werden dort einfach nicht angezeigt. Diese App nutze ich mittlwerweile nur noch als grobe Richtlinie und dann prüfe ich die Angaben nochmals über die Apps der Ladekartenanbieter. Auch vor einer Reise oder bei deren Planung lohnt sich ein Blick in diese Apps, in welcher Entfernung zur Unterkunft die nächste Lademöglichkeit wäre.
Welche Erfahrungen haben wir nun in Schweden mit dem Elektroauto gemacht? Durchwachsene, würde ich sagen. Bei den ersten beiden Unterkünften hatten wir darauf geachtet, dass sich eine Lademöglichkeit am Haus befindet, da wir mit dem schwedischen Winter keine Erfahrungen hatten und diese Art „Backup“ haben wollten. Wie ihr vielleicht in unseren vergangenen Beiträgen gelesen habt, waren die Angaben aus den Inseraten nicht unbedingt zutreffend. Wir haben daraus gelernt: Wenn auf den Fotos der Unterkunft keine Lademöglichkeit abgebildet ist, existiert vermutlich auch keine – oder zumindest keine Wallbox, sondern nur eine Steckdose.
Wie sieht es mit der öffentlichen Ladeinfrastruktur aus? Allgemein betrachtet ist diese in Skandinavien gut ausgebaut. Ich würde sagen in Norwegen noch ein klein bisschen besser als in (Süd-)Schweden. Insgesamt aber gut. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel: Auch in Südschweden gibt es Regionen, die beim Ausbau der Infrastruktur anscheinend vergessen wurden. Karlskrona (die Stadt, bei der wir unser Desaster mit unserem AirBnB hatten) ist beispielsweise so ein Fall: Selbst Tesla eröffnet in der Region Blekinge (gewissermaßen das „Bundesland“) Ende 2023 die ersten Supercharger – anscheinend ist man bisher einfach durchgefahren ohne anzuhalten (wobei die Region landschaftlich eigentlich sehr hübsch ist). Ein öffentliches Ladenetz in Karlskrona ist vorhanden, ABER: dieses Ladenetz („Langsamlader“) wird anscheinend lokal betrieben und man benötigt wieder eine eigene App um dieses nutzen zu können. Bei dieser App konnte ich mich allerdings nicht registrieren, da ich keinen Freischaltcode per SMS erhalten habe und auch bis zum heutigen Tag keine Rückmeldung von deren Kundenservice erhalten habe. Wie ihr wisst, haben wir mittlerweile die Region gewechselt.
Würden wir mit unserem heutigen Wissen wieder ein Elektroauto (mal unabhängig vom Hersteller gesprochen) kaufen? Ja. Wirtschaftlich betrachtet: Aus meiner persönlichen Sicht werden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren künftig wohl schwerer zu verkaufen sein und ihren Wert noch schneller einbüßen als sie es eh schon tun. Ich denke nicht, dass die ineffizente Technologie der E-Fuels massentauglich wird – zumal die Fahrzeughersteller dem skeptisch gegenüberstehen und sogar Lamborgini (genau, die Marke, bei der das Motorengeräusch eigentlich nicht wegzudenken ist) Abschied von der Verbrennertechnologie nehmen möchte. Außerdem zieht so ein Elektroauto schneller vom Fleck – kommen wir also zum Spaßfaktor: Ich fahre nicht gerne Auto, vor allem nicht Langstrecke. Für mich ist das Autofahren ein notwendiges Übel um von A nach B zu kommen – mehr nicht. Ich muss allerdings sagen, dass durch die Anschaffung des E-Autos der Spaß am Fahren ein klein bisschen zugenommen hat. Ich sitze zwar immer noch lieber in einem Café als in einem Auto, aber ich fühle mich am Steuer nicht mehr die ganze Zeit gestresst/genervt. Die Fahrgeräusche sind auf ein Minimum reduziert und man kann sich zumindest während der Fahrt unterhalten, ohne sich anzubrüllen. 😉
Ist es hilfreich, eine Lademöglichkeit zu Hause zu haben? Definitiv! Eine Wallbox zu Hause ist eine gewaltige Erleichterung. Zum einen ist es günstiger als öffentliche Säulen benutzen zu müssen, zum anderen kann man sein Auto zeitlich unabhängig davon laden, ob eine Ladesäule gerade frei ist oder nicht. Was ich auch empfehlen würde, ist eine Unterstellmöglichkeit für das Fahrzeug im Winter. Dadurch, dass kaum Abwärme bei der Fahrt entsteht, wird die Karosserie/Motorhaube auch nicht warm. Das heißt, wenn der Schnee darauf tagsüber antaut und nachts wieder gefriert, verbleibt eine Eisschicht auf dem Auto. Ein überdachter Stellplatz schafft hier Abhilfe. Ein kleiner Tipp aus der Praxis: Zwischendurch mal kurz in der Tiefgarage parken und die Abwärme der Verbrenner nutzen… 😀
Würden wir ein Hybridfahrzeug empfehlen? Ein klares „Nein“. In diesen Fahrzeugen werden zwei Antriebstechnologien verbaut, also ein Verbrennungsmotor mit Antriebsstrang, ein Elektromotor und ein Akkupaket. Ist man Elektrisch unterwegs, schleppt man den Verbrennungsmotor mit und der Antriebsstrang nimmt Platz weg, den man für Akkus verwenden könnte. Fährt man mit Verbrennungsmotor, schleppt man wiederum den Elektromotor und das Akkupaket mit. Man hat also das Schlechteste aus beiden Welten kombiniert. Lieber ein reines Elektroauto ohne Zusatzgewicht. Gerne auch ein kleineres, denn würden wir mit dem Fahrzeug nicht öfter mal in den Urlaub fahren und den Stauraum benötigen, wäre es auch ein kleineres (und günstigeres) „Stadtauto“ geworden.
Jetzt fällt mir erst einmal nichts mehr zu dem Thema ein. Falls ihr noch Fragen habt, stellt sie gerne, ich werde auf eure Kommentare eingehen.