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Hüttenromantik…

Unsere erste Unterkunft war ja eine kleine schwedenrote Blockhütte, die vor etwa 100 Jahren erbaut wurde und seither hin und wieder umgebaut und renoviert wurde. Grundsätzlich ist das ein recht romantisches Bild.

Dummerweise war die Bauweise zu dieser Zeit auch eine andere: Auf ein Stein-/Beton-Fundament wurden behauene Baumstämme aufeinandergelegt und die Zwischenräume mit einem Erde-Stroh-Moos-Gemisch ausgestopft. Anschließend kamen dann die Balken für den Boden zwischen die Wände, in späteren Jahren wurde der Boden dann noch mit Glas- oder Steinwolle gedämmt und neue Bretter darüber genagelt. Außen hat man dann irgendwann noch vertikal verlaufende Bretter genagelt und rot gestrichen, später kamen dann noch Fenster mit Zweifachverglasung hinzu, auf die aus optischen Gründen die alten Fenster mit der Einfachverglasung genagelt wurden. (Und ja: die Terrasse und die Eingangstreppe sind auch sehr neu.)

Die Zeit nagt aber auch an dieser Art von Gebäuden und über die Jahre sind die Stämme getrocknet, haben sich verzogen und die Füllung dazuwischen sich verflüchtigt. So entstanden zwischen den Balken Spalten, durch die man nicht nur die Rückseite der äußeren Verbretterung sehen kann, sondern diese auch problemlos berühren. Die Auswirkungen auf die Dichtheit des Gebäudes sind dann so stark, dass man den Winterwind im inneren des Gebäudes spürt und die mühsam vom Schwedenofen (der eigentlich aus Norwegen kommt) erzeugte Wärme regelrecht rausgeblasen wird. Im Umkehrschluss ist es dann aber auch so, dass es passieren kann, dass bei starkem Regen die Feuchtigkeit durch die Ritzen hineingepresst wird – was eine durch und durch unromantische Angelegenheit ist.

unser kleiner Norweger

Ebenfalls ein typisches Problem bei so alten Gebäuden ist, dass die Ritzen so groß sind, dass Mäuse ihren Weg in die Räume finden, wo es behaglich warm ist (zumindest wärmer als draußen) und ein verlockendes Nahrungsangebot herrscht. Auch wir hatten Besuch von einem Nager, der sich nachts bei den Abfalleimern herumgedrückt und nicht nur an unseren Nerven genagt hat. Da das arme Tier ja nichts dafür kann und nur seinem Instinkt folgt, wollte ich eine Lebendfalle organisieren, um es dann im Wald auszusetzen. Lebendfallen sind in Skandinavien leider eine Seltenheit und deshalb griff ich einzigen nichttödlichen Alternative: Ein Ultraschallgerät, das die Mäuse vertreiben soll. Was soll ich sagen: umgerechnet rund 40 Euro für den Allerwertesten. Das Knuspern ging fröhlich weiter. Danach habe ich unsere Vermieter um eine entsprechend radikalere Falle gebeten, die auch geholfen hat – für fünf Tage. Aber drei Tage später sind wir dann ausgezogen.
Fazit: Romantik ja, aber nur nach einer grundlegenden Sanierung. Uns wird diese Erfahrung auf jeden Fall begleiten, wenn wir uns auf YouTube wieder ein Video von jemandem ansehen, der ein altes Haus in Skandinavien gekauft hat und dort in der „Wildnis“ wohnt. 😉 Schön war die Hütte auf jeden Fall und uns war beim Auszug nicht klar, dass wir sie schmerzlich vermissen würden.

Unsere nächste gebuchte Unterkunft war ein Anbau an ein bestehendes Gebäude – also gewissermaßen die schwedische Variante einer Doppelhaushälfte: nach der Eingangstüre ein gemeinsamer Vorraum, von dem aus jeder mit seinem Schlüssel die eigene Wohnung betritt. Auf den Fotos war das Haus außen hässlich wie die Nacht finster (bei Neumond), aber die Fotos vom Inneren sahen sehr vielversprechend und neu aus. Eine Ladestation für ein Elektroauto war auch ausgeschrieben, was wichtig für uns (die Gegend wurde beim Ausbau der Ladeinfrastruktur schlichtweg vergessen), als auch für den weiteren Verlauf der Geschichte ist. Der Preis: unschlagbar günstig – ihr ahnt schon, was kommt, aber die Realität wird eure Befürchtungen noch übertreffen.

Durch eine leichte Verzögerung (ja, wir haben getrödelt) kamen wir erst nach 22 Uhr am Montag in der Unterkunft an und es war bereits stockdunkel. Den Code für das elektronische Türschloss hatten wir per Nachricht erhalten und es war auch der richtige – leider. Die Bewertungen der Unterkunft waren recht positiv und bei zweien stand dabei, dass es im Vorraum nach Katze und/oder Hund riechen würde. Der Geruch, der uns aber aus dem Vorraum entgegenschlug und uns fast die Nase brach, lässt eher auf beides schließen. Stellt euch eine gut benutzte Katzentoilette vor, die seit monaten nicht gereinigt wurde und in der die Katze vor zwei Wochen gestorben ist, dann habt ihr eine ungefähre Vorstellung davon.

Müde, wie wir beide waren, haben wir die Luft angehalten und unsere Sachen in das Haus geräumt. Wusstet ihr, dass jemand, der 22 Stunden durchgehend wach ist, genau so zurechnungsfähig ist, als wäre er alkoholisiert? Wir haben zwar die 22 Stunden nicht erreicht, sondern eher 16, allerdings können es uns aber wirklich vorstellen, denn sonst wären wir nach dem Öffnen der Eingangstüre auf dem kürzesten Weg ins nächste Hotel gefahren.
Soweit, so schlecht. Immerhin sah die Bude innen sauber und aufgeräumt aus, abgesehen davon, dass im Kühlschrank angebrochene Lebensmittel standen, was wohl bei AirBnBs durchaus die Regel ist, wie wir erfahren haben. Allerdings ist das umso irritierender, wenn der Vermieter in Norwegen wohnt und nicht sicher ist, wer auf das Haus aufpasst und wie lange die Lebensmittel schon vor sich hin vegitieren. Nun gut, hauptsache ein sauberes Bett samt Bettwäsche ist vorhanden.
Die Nachfrage beim Vermieter ergab noch: keine Wallbox vorhanden, aber wir könnten den Schlüsselcode für die Garage haben, darin befindet sich eine Steckdose, vielleicht könnten wir die benutzen.

Lademöglichkeit? Jein.

Am nächsten Tag haben wir dann in der Garage eine Drehstromsteckdose gefunden, die sich zwar zum Aufladen von Elektroautos eignen könnte, aber nur mit einem entsprechenden Adapter und Wallbox-Ersatz, was Anschaffungskosten von 900 – 1200 Euro bedeutet. Für uns also nutzlos. Eine kurze Recherche ergab dann, dass die Stadt Karlskrona ein eigenes Ladenetzwerk betreibt, das mit einer eigenen App benutzt werden kann, für die ich aber bis heute weder einen Freischaltcode per SMS, noch eine Rückmeldung vom Kundensupport erhalten habe. Wenn die Elektromibilität scheitert, dann liegt es garantiert an den 1000 verschiedenen Ladenetzen und zugehörigen Apps/Karten.

Soll sich bewegen, tut es aber nicht.

Was bei der Wohnung zusätzlich hinzukam, waren Sonnenschutzrollos auf Halbmast, die bis auf einen nicht auf die Fernbedienung reagierten, dafür aber rot blinkten. Der Vermieter meinte, dass es an der Fernbedienung liege, wir die Batterie austauschen oder eine der anderen drei Fernbedienungen probieren sollen, die in irgendeiner Schublade wären. Mein Standpunkt war, dass die Akkus der Rollos geladen werden müssten, was auch erklären würde, warum an einem ein USB-Kabel hing.

Er meinte auch, dass der Gestank vom Nachbarn käme, er ihn schon gebeten hätte das zu ändern, er aber nichts weiter dagegen machen könne. Wir könnten aber die Hintertür verwenden (vor der ein nicht funktionierender Sonnenschutzrollo hing), der Schlüssel hinge an der Wand. Wegen der Rollos käme morgen die Dame vorbei, die sich um die Wohnung kümmert. (Es mag ein blöder Zufall sein, dass an dem Tag das Kind der Dame plötzlich krank wurde, aber ich möchte ihr da auch nichts unterstellen.) Als dann allerdings am Abend noch eine Party von Silberfischchen in Bad und Küche losging, war sogar unsere Geduld überstrapaziert, und wir haben den Kundendienst von AirBnB informiert.

Einer unserer 15 Mitbewohner…

Am Mittwoch erfolgte dann die Rückmeldung vom Kundendienst und unsere Recherche nach einer alternativen Unterkunft. Außerdem fing es im Bad an, zunehmend nach Abfluss zu riechen und der Gestank aus dem Vorraum sickerte langsam aber unaufhörlich unter der Eingangstüre herein. Am Donnerstag wurde die Wohnung zum Glück storniert und wir konnten neu Buchen. Am Freitag (also gestern) sind wir in das neue Haus eingezogen und fühlen uns wieder gut aufgehoben und entspannt.

Für den Auszug aus der Wohnung haben wir die Hintertüre benutzt, nachdem ich das Problem mit dem blockierten Ausgang kreativ gelöst hatte.

So bleibt es offen…

Nachdem alles über die Hintertüre ins Auto verfrachtet war, hat Evi die Türe von innen verschlossen, während ich ich um das Haus gelaufen bin, um die Eingangstüre zu öffnen und den Vorraum zu lüften. Ungelogen: der Gestank war an der frischen Luft noch in 6 Meter Entfernung zur Haustüre zu riechen! Evi hat dann heldenhaft die Luft angehalten, die Wohnungstüre versperrt, den Schlüssel in den Schlüsseltresor gepfeffert und die Haustüre hinter sich zugeschlagen, in der Hoffnung, dass sie sich nie wieder öffnen möge.

Unser Dank an dieser Stelle gilt Felix P vom Kundensupport von AirBnB, der uns bei der Reklamation großartig unterstützt hat und dem nach meiner blumigen Schilderung des Geruchs wohl selbst ganz schlecht geworden ist.
Und auch vielen Dank an unsere neue Vermieterin Cecilia, die Krankenschwester ist und die spotan ihren freien Freitag Vormittag geopfert hat, damit wir eine blitzblank saubere Unterkunft vorfinden, bevor sie in die Arbeit gefahren ist.

Was haben wir aus dieser Erfahrung gelernt?

  1. Buchungen bei AirBnB nur bei einem „Superhost“ tätigen – unabhängig von guten Bewertungen bei anderen.
  2. Niemals so spät an einer Unterkunft ankommen, dass man keine Möglichkeit mehr hat, eine Alternative zu wählen.
  3. IMMER Kabelbinder im Gepäck haben!
  4. Auf den Kundensupport von AirBnB ist verlass.
  5. Es gibt nette Menschen, die ihre Tagesplanung über den Haufen werfen um einem zu helfen.

2 Kommentare

  • Anja

    Krass… ein Hoch auf die Kabelbinder und eure Nerven. Hört sich gar nicht mal so entspannt an, eure Auszeit im hohen Norden. ^^ Dann genießt eure neue Unterkunft und hoffe, dass euch so eine Wohnung / DHH nicht mehr unterkommt! Liebe Grüße aus Ingolstadt 🙂

    • Florian

      Hej Anja,
      so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Zwar hatten wir in der einen Woche ein bisschen Stress, aber im Allgemeinen ist unser Alltag derzeit recht entspannt. Es kommt halt manchmal anders ans geplant/gedacht, und dann muss eine Lösung her. Liebe Grüße in den Süden!

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