Reise

Ein Dach und eine Heizung…

Nachdem wir die Finanzierbarkeit unseres Unternehmens überprüft hatten, war unsere nächste Priorität, die Unterkünfte zu finden und zu buchen. Evi hat sich dafür die Mühe gemacht und die Website von Airbnb durchsucht und verschiedene Unterkünfte, die sich in etwa in unserer angenommenen Preisvorstellung bewegten (ca. 1800€ pro Monat) aufgelistet. Da wir im Februar anreisen wollten, haben wir entschieden, dass zumindest die ersten beiden Unterkünfte (bis Anfang Mai) über einen Ladeanschluss für ein Elektroauto verfügen sollten, um das Auto enteisen zu können, ohne großartig den Akku zu beanspruchen. Weiter wollten wir eine einigermaßen vernünftig aussehende Küche haben, eine Waschmaschine, einen separaten Tisch, an dem ich meinen Arbeitsplatz aufbauen würde können und eine Toilette mit Dusche im Haus – keine Selbstverständlichkeit bei schwedischen Airbnb, da die meisten nur im Sommer vermietet werden. Apropos Sommer: eine Heizung wäre natürlich auch nicht verkehrt. Die Funde hat meine fleißige Frau dann in einer Tabelle zusammengefasst:

Was ihr bei der Recherche aufgefallen ist: Ab Tag 28 gibt es bei vielen Unterkünften Rabatt auf die Langzeitmiete. Und: Wählt man einen Wochentag für die An- und Abreise (also Montag bis Donnerstag), ist der Gesamtpreis noch etwas günstiger. Da wir den (in Deutschland weitgehend) lastwagenfreien Sonntag für die Durchquerung Deutschlands nutzen wollten, wählten wir den Montag für die Anreisen. Was wir auch noch in die Tabelle übernommen hatten, sind die Entfernungen zu einer Ladestation (Schnellladestation) in der weisen Voraussicht, dass die Angaben in den Inseraten nicht ganz zutreffend sein könnten. Ja, als Elektroautofahrer muss man (noch) einen Ticken mehr beachten. Wie sich bereits bei der ersten Unterkunft herausgestellt hat: Der Anschluss wäre (angeblich) nur geeignet, um ein Hybridfahrzeug zu laden, weil sonst die Sicherung flöten geht. Randnotiz nebenbei: bei den meisten Elektrofahrzeugen lässt sich die Ladeleistung reduzieren, so dass das nicht passiert, aber dazu in einem anderen Beitrag mehr.

Nachdem mehrere DIN-A4-Liste mit Häusern voll war, haben wir eine Karte von Schweden ausgedruckt, das gute alte Butterbrotpapier darüber gelegt und viele kleine Kreuze mit unserer Nummerierung darauf übertragen. Unsere Kreuzchen waren bis ins obere Mittelschweden (dort, wo die Birken bereits deutlich kleiner werden) verstreut, eine kurze Recherche ergab dann allerdings, dass wir bis dorthin 16 Stunden auf schwedischen Straßen zubringen würden, so dass wir bis dorthin mindestens eine Zwischenstation auf halbem Weg benötigen würden. Ein weiterer Faktor war, dass wir Ende April (also gewissermaßen in der Halbzeit) für eine Woche zurück nach Deutschland fahren würden (auch dazu in einem Beitrag Anfang Mai mehr), wozu wir möglichst vom Süden aus aufbrechen wollten. Nach langem hin-und-her, späten Abenden und leichten Anflügen von Planungsfrust (leider gibt es kein Foto von unserem Küchenboden, auf dem alle möglichen Zettel wild verstreut herumliegen) hatten wir uns dann auf fünf Regionen mit den dort favorisierten Häusern zurechtgelegt und wollten diese der Reihe nach buchen, so dass wir ggf. die Zeiträume bei den darauffolgenden Unterkünften noch anpassen könnten.

Die Häuser Nr. 1 (Hökerum) und Nr. 2 (Karlskrona) waren sehr unkompliziert und schnell gebucht. Bei Nr. 3 (Region westlich von Stockholm) ging auch erst einmal alles glatt. Kurz darauf waren auch Haus Nr. 4 (Hagfors) und Wohnung Nr. 5 (Lund) organisiert. Eine Planung wäre allerdings keine Planung, wenn nicht irgendetwas schief laufen würde, also hat uns die Vermieterin von Haus Nr. 3 mitgeteilt, dass der Strom ab einer vierwöchigen Miete separat verrechnet würde – und zwar zwischen 4000 und 5000 Kronen (ca. 400 – 500 Euro), in Bar. Gut, kann sie machen, aber nicht mit uns. Ich habe der Dame dann vorgerechnet, dass ich zu den Kosten den Backofen auf voller Leistung jeden Tag 12 Stunden betreiben (also gewissermaßen als Heizungsersatz), den Whirlpool 10 Tage dauerhaft beheizen oder mit dem Elektroauto 4380 km weit fahren könne – alles wenn ich den doppelten schwedischen Strompreis ansetzte. Und auf uns als Kunden müsse sie verzichten. Wer mich kennt weiß: bei solchen Nachrichten entwickle ich eine dämonische Freude. 😉

Gut, auf jeden Fall musste dann Ersatz für Nr. 3 im vorgegebenen Zeitraum gefunden werden. Bei Alternative 3a ging kurz vor unserer bereits eine andere Buchung ein, bei Alternative 3b wird derzeit nicht vermietet, da dort eine ukrainische Familie untergebracht ist. Allerding hatten wir dann bei Alternative 3c Glück: wir konnten ein kleines Schwedenhäuschen finden, dass (fast) alle unsere Kriterien erfüllt. Was die Beschreibung „Waschmaschine in Nebengebäude kann mit benutzt werden“ wirklich bedeutet, werden wir noch herausfinden. Aber mit der Handwäsche haben wir mittlerweile Erfahrung (mehr dazu in einem zukünftigen Beitrag, in de wir die „Schattenseiten“ der Landhausidylle etwas beleuchten). Wir verbringen also letztendlich noch weitere vier Wochen in Eskilstuna zu einem angemessenen Preis, denn der Großraum um Stockholm ist ein teures Pflaster.

Jetzt wisst ihr, wie es zu unseren Unterkünften kam. Demnächst erfahrt ihr, wie man ein Büro, einen Kleiderschrank und ein Fitnessstudio in einen Kofferraum bekommt.

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